Stress durch Sex?

Sexueller Distress

Wenn zu sexuellen Problemen Belastung hinzukommt sprechen wir von sexuellem Distress. 

Es gibt viele Gründe, warum man Schwierigkeiten in der Sexualität erleben kann. Viele dieser Gründe können zu sexuellem Distress führen. Was aber ist sexueller Distress? Gerne möchten wir in diesem Artikel darüber sprechen, was sexueller Distress ist, wie häufig er vorkommt und wie schwierig die Erfahrungen im Gesundheitssystem damit oftmals sind. Gerne möchten wir auch Perspektiven aufzeigen, was du nun tun könntest, wenn du dich angesprochen fühlst. 

Sexuelle Probleme und sexueller Distress?

Zu sexuellen Problemen können Schmerzen, mangelnde sexuelle Lust, verringerte sexuelle Erregung oder Schwierigkeiten beim Orgasmus zählen. Probleme in der Sexualität treten bei vielen Menschen im Laufe des Lebens auf. Wenn zu diesen Problemen jedoch Leidensdruck oder Belastung hinzukommt und diese andauern (genauer gesagt länger als 6 Monate andauern), spricht man in klinischen Kontexten von sexuellen Funktionsstörungen. Diese Kriterien ergeben sich aus einem von der WHO entwickelten Klassifikationssystem dem ICD-11 (= Internationale Klassifikation der Krankheiten), welches international für die Klassifizierung und Kodierung von Krankheiten und Gesundheitszuständen verantwortlich ist. In Deutschland regelt das ICD-11 auch die Erstattung von und damit auch den Erhalt von Leistungen im Gesundheitssystem. 

💡Sexueller Distress = Subjektive Bewertung des Problems als Belastung

Das bedeutet, dass die eigene Bewertung der Situation (Belastung oder keine Belastung) darüber entscheidet, ob eine behandlungsbedürftige Krankheit/Symptomatik vorliegt. Dies wird in diesem Fall als sexuelle Funktionsstörung bezeichnet und im Fall von Schmerzen als sexuelle Schmerzstörung. Wir bei GYDE wollen auf unserer Plattform von sexuellem Distress sprechen. Sexueller Distress kann als alltagssprachliches Synonym von sexuellem Leidensdruck oder Belastung angesehen werden. Wir haben uns für dieses Wort entschieden, um zum einen die Schwere der Belastung deutlich zu machen und zum anderen ein Wort einzuführen, das Betroffene im Alltag verwenden können um Partner:innen, Freund:innen oder Angehörigen ihre eigene Belastung zu beschreiben und ihre eigene Definition von sexuellem Distress zu erklären. 

Einordnung von sexuellen Problemen 

In der Diagnostik von sexuellen Problemen unterscheiden wir, ob sexuelle Probleme bereits seit den ersten sexuellen Erfahrungen auftreten (= lebenslang) oder erst im Laufe deines Lebens aufgetreten sind (= erworben). Außerdem ist es wichtig zu überlegen, ob sexuelle Probleme in allen sexuellen Situationen unabhängig von der oder dem Partner:in, der Praktik oder der Situation entstehen (= dann sprechen wir von generalisiert) oder nur unter bestimmten Umständen auftreten, also situativ(= situativ). Hast du beispielsweise schon immer Schmerzen und in allen sexuellen Situationen würden wir von lebenlang und generalisiert sprechen. Sind die Probleme erst im Laufe des Lebens entstanden und treten zum Beispiel nur in Situationen mit Sexualpartner:innen auf, nicht aber bei der Masturbation, sprechen wir von erworben-situativ. 

Prävalenz (=Häufigkeit) von sexuellen Problemen und sexuellen Funktionsstörungen nach ICD-11

Viele Menschen erleben sexuelle Probleme. In der Allgemeinbevölkerung nach aktuellen repräsentativen Umfragen in Deutschland geben 72.5%  der Frauen und 55.1% der Männer an, jemals in ihrem Leben sexuelle Probleme gehabt zu haben (Birken et al., 2020).  Bei 17.5% der Frauen und 13.5% der Männer, führen diese im Zeitraum von 12 Monaten auch zu sehr starken Belastungen, sodass wir von einer sexuellen Funktionsstörung nach ICD-11 sprechen würden und eine Therapie angemessen wäre. Die Lebenszeitprävalenz von sexuellen Problemen mit starker Belastung liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 25.2% für Frauen und 20.1% für Männer. 

Die Wahrscheinlichkeit, unter einer sexuellen Funktionsstörung oder Schmerzstörung zu leiden, gemessen mit dem Female Sexual Function Index (FSFI) ist bei Menschen mit chronischen Erkrankungen nochmal deutlich erhöht im Vergleich zu Menschen ohne chronische Erkrankung. Zum Beispiel berichten über 70% der Endometriose-Betroffenen (Dior et al., 2021; González-Mesa et al., 2021), 66% der Krebspatient:innen (Esmat Hosseini et al., 2022), 69% der Diabetes Typ 2 Betroffenen (Rahmanian et al., 2019) und 80% der Menschen mit Depression (Gonçalves et al., 2023) von sexuellen Problemen. 

Sexuelle Probleme sind häufig! 

Zusammenfassend sind sexuelle Probleme und auch sexueller Distress sehr häufig. Du bist damit also nicht alleine! Leider ist es im Gesundheitssystem oftmals so, dass Betroffene nicht ernst genommen werden, der Ursprung des Problems nicht erkannt wird  und Betroffene somit einen langen Weg durch das Gesundheitssystem kennen. 

Es steht dir zu, im Gesundheitssystem ernst genommen zu werden! 

Wir möchten dir daher nochmal sagen, wenn du Belastung in der Sexualität erlebst, ist das ernst zu nehmen und das entscheidende Kriterium für den Erhalt von Hilfeleistungen. Es ist es also wert, weiterhin für dich einzustehen und für die Hilfe zu sorgen, die dir zusteht. Mit GYDE wollen wir dich dazu weiter befähigen und darüber aufklären, wo du Hilfe erhalten kannst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und praktische Tipps geben.

Was nun? 

Ein erster Schritt, um herauszufinden, wie deine Belastung in der Sexualität aussieht und welche Faktoren bei dir eine Rolle spielen, ist das Ausfüllen unseres Fragebogens. Gibt es eine körperliche Ursache? Stehst du unter Stress? Sind deine Grundbedürfnisse nach Geborgenheit und Akzeptanz erfüllt? Alle diese Faktoren, und noch viele mehr, können zum sexuellen Distress beitragen. Hier bei GYDE wollen wir dir helfen, diese Faktoren zu identifizieren, um damit Ansatzpunkte für Veränderung zu finden.

💡Mit dem Fragebogen erhältst du dein sexuelles Distress-Profil sowie dein bio-psycho-soziales Einflussmodell

Wenn du mehr über sexuellen Distress und die Behandlung erfahren möchtest, schaue gerne unseren bald verfügabren kostenlosen Kurs “Sexuellen Distress verstehen” an.

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